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Burg Bodenstein > Kapelle und Orgel

Die Burgkapelle mit Orgel – ein Ort zum Staunen

Werfen Sie unbedingt auch einen Blick in unsere Burgkapelle und lassen Sie sich von ihrer Pracht und Wärme fesseln. Hier scheint es, als ob die Zeit vermeintlich zum Stillstand kommt.

Prachtvolle Kapelle

Prachtvolle Kapelle

Im Jahre 1648 beschlossen Adolph Ernst von Wintzingerode und dessen Sohn Heinrich Jobst das ehemalige Stallgebäude in eine Kapelle umbauen zu lassen. Dies geschah vor allem als Zeichen des Danks und der inneren Erleichterung zum Ende des 30-jährigen Krieges. Noch heute kann man den beeindruckenden Stil des Bauernbarocks nachempfinden. Leider konnte Adolph Ernst von Wintzingerode die Fertigstellung der Kapelle nicht mehr miterleben. Auf Grund dessen wurde ihm nach seinem Ableben eine Gedenktafel über der Tür gewidmet. Sein Sohn Heinrich Jobst hingegen sorgte dafür, dass er auch für zukünftige Generationen in der Kapelle präsent ist. So ist er beispielsweise auf dem Altarbild des letzten Abendmahls zu sehen. Dort sitzt er an der Stelle des Lieblingsjüngers auf dem Schoß Jesu. Über diesem Altarbild ist zudem das Wappen der von Wintzigerode angebracht, welches von einem goldenen Löwen umrahmt wird – eine demonstrative Darstellung von Macht und Wohlstand.

Zarte Orgelklänge

Zarte Orgelklänge

Hebt man nun den Blick weiter in Richtung Decke erblickt man die prächtige Orgel, welche sich oberhalb des Altars befindet. Die Orgel ist mit fünf klingenden Registern auf einer Schleiflade für ein Manual ausgestattet. Sie wurde um 1730 von einem nicht bekannten Orgelbauer erschaffen. Bis jetzt wurden weder Orgelakten noch Nachweise aus der Entstehungszeit entdeckt. Nachdem das Instrument jahrzehntelang im 20. Jahrhundert ein geduldetes Dasein führte und damit fast unspielbar geworden war, beschloss man, dass Instrument wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu setzen und zu rekonstruieren. Die Arbeiten führte im Jahr 1994 die Orgelbaufirma Kristian Wegscheider aus Dresden aus.

Das Gehäuse könnte noch von einem älteren Positiv stammen oder es gehörte zunächst als Rückpositiv zu einer großen Orgel aus dem 17. Jahrhundert. Dies ist jedoch nicht nachweisbar. Für letzteres sprechen die Tatsachen, dass das Werk ohne Pedal versehen und Anzeichen einer ursprünglichen Prospektpfeifengruppierung mit kurzer Oktave war. Möglicherweise gehen auch zwei Register noch auf diese Vorgängerorgel zurück. Die ältesten Teile der Orgel sind die Pfeifen des Gedackt 8′ und der Spitzflöte 2′, die vermutlich sogar noch aus dem 17. Jahrhundert stammen. Der Orgelbauer, welcher im 18. Jahrhundert die Prospektpfeifen anfertigte und die Windlade einbaute, ist ebenfalls unbekannt. Seitdem der Klangkörper wohl in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit einer vollständigen großen Oktave außer Cis neu eingerichtet wurde, sind die inwendigen Verhältnisse im Gehäuse eng. Die Orgel wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit einem Pedal versehen, was grobe Veränderung am ursprünglichen Zustand zur Folge hatte. Sie wurde außerdem mit einer externen Balganlage erweitert und die Disposition auf der Manuallade wurde geändert.

Schließlich wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch ein Subbaß 16′ angebaut, dessen Pfeifen seitlich hinter der Orgel standen. In den 1950iger oder 1960iger Jahren wurden die Register Quinte 1 1/3′ und Cymbel 2fach hinzugefügt. In den sechsten vorhandenen Registerzug, der stillgelegt war, wurde ein Tremulant eingebaut, nachdem sich Hinweise ergeben hatten, dass ein solcher womöglich in der Orgel vorhanden war. Die Stimmtonhöhe des Instrumentes betrug 465 Hz, ca. 1/2 Ton bis 1 Ganzton (Orgelton/Chorton) über Normalstimm-/Kammerton (440 Hz), welche übernommen wurde. Zur Windversorgung dient heute ein elektrisches Gebläse.

Disposition der Orgel:
Tastenumfang: C, D – c’’
Principal                   4′
Gedackt                    8′
Gedackt minor        4′
Spitzflöte                  2′
Mixtur                        2fach
Tremulant

Auf dem Epitaph an der Ostwand der Kapelle wird die Kindersegnung dargestellt. Diese bezieht sich auf den Ausspruch Jesu: „Lasset die Kinder zu mir kommen“. Auch hier hat sich Heinrich Jobst darstellen lassen.. Denn statt der Kinder mit ihren Müttern ist er mitsamt seiner Familie abgebildet. Zu den Seiten der Familie stehen des Weiteren Justitia mit dem Schwert der Gerechtigkeit sowie Fides mit Anker und Ruder als Zeichen für Glaube und Vertrauen. Die nebenstehende Kanzel zeigt die drei Evangelisten Markus, Lukas und Matthäus, im mittleren Feld ist Jesu dargestellt.

Lässt man nun den Blick weiter schweifen, entdeckt man die prachtvollen Fenster der Kapelle. Davon ist besonders das Rechte sehr wertvoll und dementsprechend durch Panzerglas gesichert. Dieses wird auf das 14. Jahrhundert datiert und stammt aus dem Erfurter Dom zur Einweihung der Kapelle. Zu sehen ist die Heilige Katharina. Das linke Fenster zeigt in Ergänzung den Heiligen Mauritius.

Heute dürfen die Plätze von unseren Gästen natürlich frei gewählt werden. Dies war aber nicht immer so. Früher war es Vorschrift, eine besondere Sitzordnung einzuhalten. Die oberen Plätze waren für die Knechte, die Unteren für die Mägde vorgesehen. Das Jägerzimmer war den Adeligen vorbehalten, die sich dann den Weg über den Burghof sparen konnten. Für Kinder standen außerdem extra Bänke bereit. Stühle gab es damals nicht.

Stimmungsvoller Altarraum

Stimmungsvoller Altarraum

Der barocke Taufengel verblüfft und bezaubert die Kapellenbesucher stets von neuem. Der Engel steht für die Verbindung von Himmel und Erde, für die Begegnung von Gott und Mensch. Er stammt aus dem Jahre 1910 und schwebt vermeintlich durch die Kapelle. So ist er an einer Aufhängung angebracht, die je nach Bedarf flexibel nach unten gelassen werden kann. Immer wieder wird ein Aufenthalt in unserer Burgkapelle zu einem besonderen und segensreichen Moment.