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Burg Bodenstein > Geschichte der Burg Bodenstein

Historische Burg | Eichsfeld | Thüringen

Die Geschichte der Burg Bodenstein

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Bereits im Jahr 1098 wurden die Bodensteiner Dynasten mit Johannes von Bodenstein erstmals urkundlich erwähnt. 1275 verloren die Bodensteiner Edelherren den Bodenstein an die Welfen. In den nächsten 60 Jahren fanden einige Besitzerwechsel statt, doch 1448 war die Burg im alleinigen Besitz der Familie Wintzingerode. Dieser Zustand hielt jedoch nicht lange an: Im Jahr 1525 griffen Thomas Müntzer und seine Aufständischen den Bodenstein an. Sie hinterließen schwerste Zerstörungen und steckten die Dörfer der einheimischen Bauern in Brand. Ab 1530 begann sich die Reformation im Umfeld der Burg Bodenstein durchzusetzen.

Schon nach 30 Jahren waren alle Kirchen mit lutherischen Pastoren besetzt. In den Jahren 1573 bis 1575 kam es zu Auseinandersetzungen mit Mainz und seinem Kurerzbischof, die mit der Hinrichtung Bertholds XI. endeten. Den Dreißigjährigen Krieg überstand die Burg größtenteils unversehrt. Gleichzeitig konnten Rekatholisierungsbestrebungen abgewendet werden, womit die Entwicklung der Familie Wintzingerode zum quasi-reichsunmittelbaren Inhaber der Herrschaft Bodenstein eingeleitet wurde, die bis 1803 andauern sollte. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde aus Dankbarkeit eine Schlosskapelle errichtet und mit weiteren Umbauten begonnen. Zeitgleich zur Beendigung dieser Baumaßnahmen im Jahr 1669 fand auch eine Teilung der Familie Wintzingerode in die Linien Bodenstein und Adelsborn und damit einhergehend die Teilung des Besitzes zu gleichen Teilen statt. Im Zuge der Säkularisierung erfolgte 1803 die Abtrennung des Eichsfelds vom geistlichen Kurfürstentum Mainz. Trotz Widerstand wurde Bodenstein preußisches Lehen.

Von 1807 bis 1813 war die Herrschaft Bodenstein ebenso wie der Rest des Eichsfelds Teil des von Napoleon errichteten Königreichs Westfalen unter dem König Jérome Bonaparte. Zum Ende des Dritten Reichs wurde Bodenstein im Zuge der Bodenreform entschädigungslos enteignet und die Familie vertrieben. Das Bodensteiner Schloss überstand einen Sprengungsbefehl lediglich, weil ein russischer Offizier intervenierte. Zwei Jahre später wurde auf Bitten der Gräfin Gisela die geplünderte und leerstehende Burg von Thüringen an die Evangelische Kirchenprovinz Sachsen übertragen, sodass die Burg als „Müttererholungsheim“ und vordiakonische Ausbildungsstätte für Mädchen genutzt werden konnte. Ab 1971 wurde die Burg als allgemeines kirchliches Tagungs- und Erholungsheim genutzt und bot in der Zeit der DDR Platz für geistigen Freiraum, Gemeinschaft, Besinnung und Erholung.

Nach der Wende 1989 wurde die Burg zu einem Begegnungsort für Menschen sowohl aus den alten als auch aus den neuen Bundesländern. In den Jahren 1990 bis 1994 fand die Erarbeitung eines neues Konzepts statt: Ferien- und Erholungsangebote sollten mit thematischen, geistlichen und sozialpädagogischen Angeboten verbunden werden. 1991 wurde außerdem mit einer grundlegenden Sanierung und im Zusammenhang damit mit einem umfangreichen Umbau zu einer „Familienerholungs- und Begegnungsstätte“ mithilfe der der Kirchenprovinz Sachsen, des Bundes, des Landes Thüringens, des Landkreises Eichsfeld und der Aktion Mensch begonnen. Zum Ende des Jahres 1994 wurde die Evangelische Familienferienstätte eingeweiht, fünf Jahre später fand eine erneute Teilsanierung statt. Die Wiedereröffnung als „Familienerholungs- und Begegnungsstätte der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands“ wurde im folgenden Jahr feierlich zelebriert. Als Ziel auf der Burg gilt weiterhin die Verknüpfung geistlicher, thematischer und sozialpädagogischer Arbeit. Seit 2014 wird Burg Bodenstein als Familienbildungs- und Erholungsstätte der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland bezeichnet.

Geschichte der Burg

Zeittafel Burg Bodenstein

ab 772Der fränkische König Karl der Große erobert das Stammesgebiet der Sachsen. Das Ohmgebirge liegt auf der Grenze zwischen Franken und Sachsen, auf dem Bodenstein existiert wahrscheinlich eine einfache Grenzburg.
926König Heinrich I. erlässt eine „Burgenordnung“ zur Abwehr der einfallenden Ungarn. Es kann angenommen werden, dass Bodenstein eine dieser „Heinrichsburgen“ ist.
1083Graf Otto I. von Northeim stirbt. Zu seinem Einflussbereich gehört auch Bodenstein, das zu dieser Zeit wahrscheinlich in der Hand von Verwandten Ottos ist, deren namengebender Stammsitz es wird.
1098Mit Johannes von Bodenstein werden die Edelherren von Bodenstein erstmals urkundlich erwähnt.
1209Erste urkundliche Erwähnung der Herren von Wintzingerode mit Bertoldus de Wincigeroth. Es liegt nahe, dass er einer jüngeren Nebenlinie der Bodensteiner angehört, die sich nach dem Ort Wintzingerode benennt.
ca. 1275Von den Edelherren von Bodenstein gelangt der Bodenstein an die Welfen als Nachkommen und Erben der Grafen von Northeim.
1293Herzog Heinrich der Wunderliche von Braunschweig-Grubenhagen verkauft den Bodenstein an die Grafen von Honstein.
1337Johann von Wintzingerode, Berthold von Worbis, Otto von Rusteberg und Heinrich Wolf erwerben je ein Viertel von Burg und Herrschaft Bodenstein.
1448Die Herren von Wintzingerode sind Alleinbesitzer.
1525Thomas Müntzers Bauernheer greift Bodenstein an und hinterlässt schwere Zerstörungen.
1530Die Familie von Wintzingerode beginnt in der Herrschaft die Reformation einzuführen.
1560Alle Kirchen der Herrschaft sind mit lutherischen Pastoren besetzt: Wehnde, Tastungen, Wintzingerode, Kirchohmfeld, Kaltohmfeld.
1573Im Bleicheröder Vertrag überträgt Graf Volkmar Wolf von Honstein seine Ansprüche auf Boden-stein an Kurmainz. Die Welfen erkennen diesen Schritt bis 1648 nicht an, da sie die Landes- und Lehnshoheit für sich beanspruchen.
1575Berthold von Wintzingerode wird in Mainz enthauptet. Seine Vettern Hans und Bertram von Wintzingerode von der Burg Scharfenstein werden mit Bodenstein belehnt.
1648Die Herrschaft Bodenstein übersteht unter Adolph Ernst von Wintzingerode den Dreißigjährigen Krieg weitgehend unversehrt. Mit Hilfe der Welfen gelingt ihm die Abwehr der Mainzer Gegenreformation. Infolge der Regelungen des Westfälischen Friedens gelangt die Landesherrschaft über Bodenstein zwar definitiv an Mainz, jedoch ohne Kirchenhoheit, welche bis 1803 der Familie allein zusteht.
1668Vollendung der zum Dank für den Westfälischen Frieden begonnenen Schloßkapelle durch seinen Sohn Heinrich Jobst und dessen Frau Anna Susanna von Barby. Gleichzeitig Umbau der Burg zum frühbarocken Bergschloß.
1668Teilungsrezess zwischen Heinrich Jobst und Hans Ernst von Wintzingerode. Ihre Nachkommen bilden die bis heute blühenden Linien Bodenstein und Adelsborn der Familie.
ca. 1730unbekannter Orgelbauer erschafft die Orgel über dem Altar in der Burgkapelle, 5 Register, mechanische Schleifladenorgel, mitteltönige Stimmung
1771 bis 1818Ferdinand Freiherr von Wintzingerode, russischer General der Kavallerie und österreichischer Feldmarschallleutnant.
1794Georg Ernst Levin von Wintzingerode wird vom römisch-deutschen Kaiser Franz II. in den Reichsgrafenstand erhoben.
1794Georg Ernst Levin heiratet die verwitwete Landgräfin Philippine von Hessen-Kassel, geborene Prinzessin von Preußen.
1800Philippine stirbt in Berlin, ihr Witwer ist Alleinerbe und stattet die Burg mit dem mobilen Erbe der Landgräfin luxuriös aus.
1801 bis 1816Georg Ernst Levin ist Regierungschef in Württemberg, unterbrochen von einer Zeit als westphälischer Gesandter in Paris 1807-1814.
1803Kurmainz tritt das Eichsfeld an Preußen ab. Die Familie sieht sich gezwungen, Bodenstein von Preußen zu Lehen zu nehmen und dem landesherrlichen Kirchenregiment unterzuordnen.
1819-1823Graf Heinrich Levin ist Außenminister in Württemberg.
1834Graf Georg Ernst Levin stirbt 82-jährig in Stuttgart.
1856Graf Heinrich Levin stirbt 78-jährig in Bodenstein.
1876-1900Graf Wilko Levin ist erster Landeshauptmann der preußischen Provinz Sachsen.
1886Wilko Levin gründet den Evangelischen Bund, dessen Vorsitzender er 18 Jahre lang bleibt.
1907Wilko Levin stirbt 74-jährig in Bodenstein.
1914 bis 1945Gräfin Gisela, geb. Gräfin von der Schulenburg verwaltet für ihren Sohn Heinrich Jobst die zuletzt 1337 ha umfassende Land- und Forstwirtschaft. Im Nationalsozialismus gehört Gisela der Bekennenden Kirche an. Bodenstein dient als Treffpunkt für Regimegegner.
1945Bodenstein wird im Zuge der sog. Bodenreform entschädigungslos enteignet, die Familie vertrieben. Die Intervention eines sowjetischen Kulturoffiziers verhindert den Abbruch der Burg nach SMAD-Befehl Nr. 209.
1947Auf Betreiben Giselas nimmt sich die Kirchenprovinz Sachsen der Burg an und bekommt sie vom Land Thüringen übertragen.
1948Unter der Leitung von Schwester Ruth Misch nutzt die Evangelische Kirche die Burg als „Müttererholungsheim“ und vordiakonische Ausbildungsstätte für junge Mädchen.
1971Burg Bodenstein wird als allgemeines kirchliches Tagungs- und Erholungsheim genutzt und bietet unter der Einengung der DDR-Zeit geistigen Freiraum, Gemeinschaft, Besinnung und Erholung.
1989Mit dem Ende der deutschen Teilung wird die Burg ein Begegnungsort für Menschen aus dem ganzen Land.
ab 1990Es entstehen Ferien- und Erholungsmöglichkeiten, die mit thematischen, geistlichen und sozialpädagogischen Angeboten verbunden sind. Umbaumaßnahmen im Nordflügel und Bau der Doppelhaushälften.
Kauf des Kutscherhauses mit Um- und Anbau.
1991-1994Sanierung und Umbau der Burg zu einer Familienerholungs- und Begegnungsstätte mit Mitteln der Kirchenprovinz Sachsen, der Bundesrepublik Deutschland, des Freistaates Thüringen, des Landkreises Eichsfeld und der Aktion Mensch.
1994Einweihung am 1. Oktober als Evangelische Familienferienstätte mit pädag. Konzeption (1. Fassung).
2000Einweihung des Freizeitparks „Am Bornberg“, Überarbeitung der pädag. Konzeption (2. Fassung), Entwicklung und Einführung einer Corporate Identity.
2001Gründung der Stiftung Burg Bodenstein am 6. Dezember (www.stiftung-burg-bodenstein.de)
2007Überarbeitung der pädag. Konzeption (3. Fassung), vorbereitende Klausurtagung in Wernigerode im November 2006
2009Erneute Sanierung der Burg mit Mitteln von Kirche, Bund, Freistaat, Landkreis, Stadt Leinefelde-Worbis und Aktion Mensch.
2010Feierliche Wiedereröffnung der Burg am 13. Juni als „Familienerholungs- und Begegnungsstätte“ der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands und seit 2014 mit dem neuen Begriff „Familienbildungs- und Erholungsstätte“ der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland geführt.
2016-2018Konzeptionsüberarbeitung und -fortschreibung, vorbereitende Klausurtagung in Oberhof im Oktober 2016
2017Seit 01.01.2017 führt die Burg ein neues Logo und

seit 10. Juni neue Website.

Mehr Wissenswertes finden Sie im Wikipedia-Eintrag der Burg Bodenstein.